Es ist wohl dem Zufall zu verdanken, aber auch der genauen und gewissenhaften Arbeit der beteiligten Wissenschaftler, dass dieser neue Wirkstoff gegen die Varroamilbe entdeckt wurde. Beim Testen eines neu zu entwickelnden, auf Ribonucleinsäure (RNA) basierenden Arzneimittels, hatte man entdeckt, dass zwar nicht die zu testende RNA, wohl aber eine Chemikalie, die bei der Herstellung der RNA verwendet wird, eine starke Wirkung auf die Milben zeigte. Nach genaueren Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich dabei um Lithiumchlorid (LiCl) handelte, das sich sozusagen als „Verunreinigung“ in der Zuckerlösung befand, die den Bienen zur Behandlung verabreicht worden war. Weiterführende Tests haben dann gezeigt, dass eine LiCl-Konzentration von etwa 1 g/L, verabreicht in einer Zuckerlösung über einen Zeitraum von nur 24h bereits zum Absterben von über 90% der Milben auf gekäfigten Arbeiterinnen führte, bei den Bienen selbst aber offenbar keine Schäden verursachte. Andere Lithium-Salze hatten eine ähnlich gute oder gar bessere Wirkung.

Es ist zu bedenken, dass hier nur über die systemische Wirkung von LiCl in infizierten, gekäfigten Arbeiterinnen bzw. in Kunstschwärmen berichtet wurde. Über eine Behandlung von normalen Bienenvölkern, eventuell mit Brut, aber auch über die Auswirkung des Wirkstoffes auf die Brut sind keine Ergebnisse bekannt. Auch die mögliche Akkumulierung des Wirkstoffes in Bienenprodukten wurde noch nicht untersucht.

Der Wirkmechanismus von LiCl ist nicht bekannt, trotzdem ist dieser Wirkstoff kein Unbekannter. In der Humanmedizin wird er seit langem bei psychischen Erkrankungen eingesetzt – ebenfalls ohne zu wissen, warum er eigentlich wirkt.

Literatur

Ziegelmann B, Abele E, Hannus S, Beitzinger M, Berg S, Rosenkranz P 2018 Lithium chloride effectively kills the honey bee parasite Varroa destructor by a systemic mode of action. Scientific Reports 8: 683.